Ist Nachhaltigkeit im Landbau gleich ökologisch/biologisch?

Der ökologische Landbau bildet das Fundament für eine klimafreundliche Zukunft. Um diese Zukunft zu verwirklichen, ist Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft notwendig, die jedoch über die ökologische Dimension der ökologischen Produktion hinausgeht. Auch die soziale und wirtschaftliche Seite sind unverzichtbar, um weltweit eine gerechte Gesellschaft zu schaffen und ausreichend Nahrungsmittel zu produzieren. Nachhaltigkeit im Landbau ist somit mehr als eine biologische Produktionsweise.

Ökolandbau und Biosiegel

Seit 20 Jahren ist das Bio-Siegel der EU Standard für ökologisch produzierte Produkte (1). Die Nachfrage von Verbraucher*innen nach Produkten, die fair und mit natürlichen Stoffen produziert wurden, steigt stetig. So stieg die ökologische Anbaufläche von 2012 bis 2018 um 33,7% an. Rund 90% der Flächen werden für Ackerland und Dauergrünland für die Tierhaltung gebraucht. Die restliche Fläche wird für Dauerkulturen genutzt, wie z.B. Olivenhaine und Obstbäume im Mittelmeerraum.

Landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel, die aus ökologischem Landbau stammen kann man anhand des Bio-Siegels erkennen. Es kennzeichnet Produkte, bei deren Erzeugung den Standards des ökologischen Landbaus auf EU-Ebene gefolgt wird. Diese Standards sollen die Umweltauswirkungen der Landwirtschaft verringern. Das Bio-Siegel ermöglicht nicht nur uns Konsumenten, leichter Bio-Produkte zu finden, sondern erleichtert für Produzenten auch die Vermarktung ihrer Produkte auf EU Ebene. Zu den Standards der ökologischen Produktion gehören:

Hierdurch soll der verantwortungsvolle Umgang mit Energie und natürlichen Ressourcen gefördert, Biodiversität und ökologisches Gleichgewicht gestärkt, und der Erhalt von Bodenfruchtbarkeit und Wasserqualität ermöglicht werden.
Der in 2020  im Zuge der Bilanz der EU Ratspräsidentschaft angeregte “Systemwechsel in der europäischen Agrarpolitik” zeigt eine bedeutende Entwicklung für eine Verbreitung der biologischen Produktion (2). So wurde festgelegt, dass Direktzahlungen aus Brüssel nicht mehr nur den Großbetrieben mit viel Fläche zustehen, sondern gekoppelt sein müssen an Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz. Einsparung von Emissionen und der Schutz von Ressourcen soll helfen, die Klimaschutzziele zu erreichen. Hierbei ist zum Beispiel auch die Stärkung der Biodiversität gemeint, z.B. durch den Schutz von Mooren und die Ausweitung von Blühstreifen, welches für groß sowie Kleinerzeuger gilt.  Wie unterscheidet sich nun jedoch die biologische Produktion und die Umweltschutzmaßnahmen von den Nachhaltigkeitsstrategien der Europäischen Union?

Ongombo, das den Großteil der Oliven von il circolo produziert, erhält europäische Förderung für notwendige Investitionen in ein verantwortungsvolles Wassermanagement und den Erhalt der Artenvielfalt.  Das sizilianische Klima wird nicht nur von vielen Sonnenstunden, sondern immer häufiger auch von gelegentlichen starken Regenfällen geprägt. Diese bringen manchmal mehr als 100 mm Wasser in wenigen Stunden. Für uns und viele sizilianische Landwirte bedeuten diese Regenfälle oft schwere Schäden an den Feldern und Straßen auf dem Land. Oft haben jahrelanges Pflügen den Boden ruiniert und zu enormer Erosion geführt.
Die EU hat die Bedeutung der Landwirtschaft für das Erreichen ihrer Umweltziele erkannt und stellt Mittel zur Verfügung, um “unproduktive Investitionen zu unterstützen, die darauf abzielen, Erosion und hydrogeologische Instabilität zu begrenzen und die traditionelle Landschaft wiederherzustellen”. In 2020 hat Ongombo an einer Ausschreibung des PSR Sicilia 2014/2020 – Maßnahme 4 Operation 4.4.d teilgenommen und die Gelder sind inzwischen zugewiesen. Wir von il circolo sind begeistert von dieser Möglichkeit, denn diese Eingriffe werden dem Olivenhain zu mehr Regeneration verhelfen und nicht nur den ökologischen Fußabdruck der Region verbessern, sondern auch das kulturelle Erbe Siziliens schützen.

Welche Maßnahmen können wir mit Hilfe dieser Mittel durchführen?

  • Um die steilen Hänge des Hains zu schützen und die Artenvielfalt zu erhalten, werden Holzspaliere installiert und mit einheimischen sizilianischen Bodendeckern mit starken Wurzeln bepflanzt.
  • Um degradierte Terrassen und die historische Landschaft zu rehabilitieren, werden traditionelle Trockensteinmauern und Einfassungen restauriert.
  • Durch einen rekonstruktiven Baumschnitt werden jahrhundertealte Oliven– und Johannisbrotbäume wiederhergestellt.
    wooden trellis against erosion

    Nachhaltigkeit – mehr als bio? Die neue gemeinsame Agrarpolitik der EU 

    Laut der Bundeszentrale für Politische Bildung ist die zentrale und verbreitete Definition von Nachhaltigkeit, “die Bedürfnisse der Gegenwart zu sichern, ohne die Grundlagen der zukünftigen Generation zu gefährden” (5). Damit steht die Gerechtigkeit zwischen verschiedenen Generationen und zwischen unterschiedlichen Regionen global sowie den Schutz von unserem Planeten und dessen Ressourcen zentral. Die 2018 vorgestellte neue gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU fordert Nachhaltigkeit nicht nur im Landbau sondern auch auf der sozialen und wirtschaftlichen Dimension, mit dem Fundament der Modernisierung, Kooperation, Innovation, Forschung und Bildung (3). Somit basiert die Idee der GAP auf dem Drei-Säulen Modell der Nachhaltigkeit (Ökologie, Soziales, Ökonomie). Das Ziel der GAP ist im Einklang mit der Mission des EU Grünen Deals und der „Vom Hof auf den Tisch“ Strategie: die soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit, die Bewältigung des Klimawandels, der Schutz von natürlichen Ressourcen, und die Unterstützung der biologischen Vielfalt.  

    Wie unterscheidet sich Nachhaltigkeit nun von bio & ökologischem Landbau?
    Das Beispiel il circolo

    Ökologisch nachhaltiges und biologisches Olivenöl

    Wir bei il circolo stehen für ökologische Produktion. Seit 2018 ist unser Olivenöl ein zertifiziertes Bioprodukt nach EU-Öko-Verordnung. Durch Verzicht auf Pestizide und Konzentration auf rein mechanische Verarbeitung enthält es keine chemischen Rückstände. Der gesamte Herstellungsprozess von il circolo, vom Anbau bis zur Abfüllung, liegt unter unserer Kontrolle, um die beste Qualität zu gewährleisten. Wir verzichten auf Genmodifizierung. Il circolo nutzt traditionelle Erfahrungen und Wissen zum Anbau und Ernte der Oliven. So werden die Oliven bei uns handgepflückt wodurch wir das Leben von Vögeln und Kleinstlebewesen schützen, welche in industrieller Ernte oft zu Schaden kommen. Somit sehen wir uns als biologisch Produzierende und als ökologisch nachhaltig.

    Soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit – fit für die Zukunft

    Wir betrachten uns als ein „social enterprise“. Unser Ziel ist es nicht, Profite zu maximieren, sondern sozial und nachhaltig zu wirtschaften, so dass vor allem unsere Olivenbäume und ihre Region die Früchte ihrer Arbeit ernten. il circolo möchte die Branche von innen heraus verändern, durch die Produktion und Förderung von exzellentem Olivenöl, das Mensch und Natur nicht ausbeutet (unsere Vision). Deshalb zahlen wir für die Produktion unseres Öls faire Preise garantiert.  il circolo setzt sich aktiv ein für einen realen und fairen Preis für Olivenöl, der auch die oft versteckten Kosten für Umwelt und Menschen weitergibt, man denke an Umweltschäden, CO2-Emissionen und Niedriglöhne. Wir tun dies, in dem wir 

    • die Verbraucher über die Abwärtsspirale in der Olivenöl Industrie informieren, 
    • die Nachfrage nach fair erzeugtem Qualitätsolivenöl zum realen Preis stimulieren,
    • und damit die Einkaufs- und Verkaufspolitik anderer Parteien in der Kette, wie Zwischenhändler und Abfüller indirekt verändern.

    Wir verbinden Modernisierung mit Transparenz. Hierfür nutzen wir bei il circolo e-invoicing über das zentrale “Sistema di Interscambio”. Ein weiterer Baustein der Transparenz ist die direkte Rückverfolgung von jedem Liter Olivenöl zum ursprünglichen Olivenhain. Außerdem basiert Anbau, Strategie, und Produktion des il circolo Olivenöl’s auf akademischer Forschung, welche wir nutzen, um uns ständig weiterzubilden. Wir vertrauen auf den Austausch mit erfahrenen und gebildeten Gleichgesinnten, um lokales Wissen mit zukunftsträchtiger Forschung zu verbinden. 

    Am Beispiel von il circolo zeigt sich: Nachhaltigkeit ist mehr als bio. Zwar ist biologischer und ökologischer Landbau ein essentieller Teil von nachhaltiger Agrarpolitik, dennoch fehlen den Begriffen “Bio” und “ökologischer Landbau” die soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit, welche laut des neuen europäischen “Green Deals” von äußerster Relevanz sind, um eine sozial gerechte Zukunft zu schaffen, in der der Klimawandel bewältigt, natürliche Ressourcen geschützt und biologische Vielfalt bewahrt ist. Il circolo sieht sich als Teil dieser Mission für eine klimagerechte und faire Zukunft. 

 

Und was bedeutet dann regenerativ? 

Bio, öko, oder regenerativ? Ein weiterer Begriff, den man in den Zukunftsvisionen der landwirtschaftlichen Transformation kaum übersehen kann, ist die regenerative Produktion (4). Diese geht über die Prinzipien der nachhaltigen Anbauweise hinaus. Bei regenerativer Landwirtschaft steht vor allem das Ziel der Reparatur und Regeneration der Böden und des Ökosystem im Vordergrund. Einige Beispiele hierfür sind die Steigerung der Biodiversität, die Kohlenstoffbindung, und Stärkung der Resilienz von Ökosystemen. Zunehmend wird auch die Regeneration sozialer Strukturen und Kulturen einbezogen. Zwar gibt es zum heutigen Zeitpunkt noch keine klare Definition des Begriffs der regenerativen Landwirtschaft, aber man erkennt deutliche Übereinstimmung der zugrundeliegenden Prinzipien. (2, 6) Bei il circolo steht die Dimension der ökologischen und sozialen Regeneration im Vordergrund.

 

 

    1. Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung, Pressemitteilung Nr. 5/2021, Bio boomt weiter – auch dank des Bio-Siegels.
    2. Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung, Die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020 – Fragen und Antworten.
    3. Nachhaltige Landwirtschaft in der EU, Förderung nachhaltiger Praktiken in der Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung in der EU durch die Europäische Kommission.
    4. Newton P, Civita N, Frankel-Goldwater L, Bartel K and Johns C (2020) What Is Regenerative Agriculture? A Review of Scholar and Practitioner Definitions Based on Processes and Outcomes. Front. Sustain. Food Syst. 4:577723. doi: 10.3389/fsufs.2020.577723
    5. Pufé, Iris (2014), in: Bundeszentrale für Politische Bildung,Aus Politik und Zeitgeschichte – Nachhaltigkeit (APUZ 31-32/2014), Was ist Nachhaltigkeit? Dimensionen und Chancen.
    6. reNature, What is Regenerative Agriculture

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